2024 wird für die Pfalz ein klassischer Jahrgang mit hohen Qualitäten aber niedrigeren Erträgen als 2023 werden. Er trifft auf ein herausforderndes Marktumfeld, in dem sich die Weinbauregion Pfalz weiterhin gut behauptet.
Der Jahrgang 2024 aus önologischer Sicht
Das Jahr 2024 erinnert an klassische Jahrgänge aus den 90er und 00er Jahren mit feiner Fruchtaromatik und prägnanter Säure bei niedrigen Alkoholwerten. In der Reihe der letzten Extremjahrgänge ist er damit eine Ausnahme. 2024 war zum wiederholten Mal ein arbeitsintensives Jahr für die Betriebe und der Jahresverlauf selbst war alles andere als klassisch. Früher Austrieb und Blüte, Verzögerungen durch Kälte im Mai und Juni, wiederholte Regenphasen im Sommer, die viel Pflanzenschutz erforderten, sowie eine frühe Lese, die durch den Wetterumschwung im September ein zügiges und frühes Ende fand. Qualitativ sind die Burgunder aus dem Süden der Pfalz bei geringen Erträgen besonders hervorzuheben. Beim Riesling konnten vor allem an der Mittelhardt hohe Qualitäten in ausreichender Menge geerntet werden. Wiederholt zeigt sich ein heterogenes Bild für die Pfalz mit unterschiedlichen Ertragslagen in den Teilregionen und auch ein unterschiedliches Bild für die weiteren Rebsorten.
Prof. Dr. Ulrich Fischer vom DLR Rheinpfalz erläutert ausführlich und detailliert den weiteren Jahresverlauf und betont besonders: „Die Jungweine präsentieren sich mit ausgeprägter Sortenaromatik und gut gepufferter reifer Säure. Die farbkräftigen Rotweine weisen eine reife und markante Tanninstruktur auf. Wie in der Aromatik zeigen sich die positiven Auswirkungen einer längeren Vegetationsperiode, die von keiner durch Trockenheit verursachten Stagnationsperioden unterbrochen wurde.“
Die Marktsituation
Prof. Dr. Simone Loose von der Hochschule Geisenheim gibt anhand der Geisenheimer Absatzanalyse* Einblicke in den globalen und nationalen Weinmarkt mit besonderem Blick auf die Pfalz. Reinhold Hörner, Weinbaupräsident der Pfalz, fasst die Analyse von Prof. Loose so zusammen: „Die Pfalz behauptet sich weiterhin gut auf einem unruhigen Weinmarkt im Vergleich zu anderen Weinbauregionen. Dennoch verzeichnete die Region in den schwierigen Jahren 2023 und im ersten Halbjahr 2024 Absatzrückgänge, während Preiserhöhungen dazu beitrugen, die Umsätze stabil zu halten. Die Weingüter der Pfalz nutzen ihre Stärken insbesondere in der Direktvermarktung, im Export und im Fachhandel. Gleichzeitig behaupten sich die Genossenschaften aus der Pfalz erfolgreich über alle Vermarktungswege hinweg.“ Die fundierte Analyse von Prof. Loose zeigt zudem deutlich die zukünftige Entwicklung des nationalen Weinmarktes auf. „Trotzdem wird deutlich, dass die Pfalz in Bezug auf ihre Vertriebswege sowie einzelne Produkttrends Potenzial hat“, betont Boris Kranz, 1. Vorsitzender des Pfalzwein e.V. „Gerade beim Thema Weißwein und Rosé sowie bei Produkten der Kategorie „no & low“ ist die Pfalz stark aufgestellt. Diese führende Rolle gilt es gerade jetzt, Schritt für Schritt weiter auszubauen.“
Dr. Thomas Weihl, Leiter der Weinbauamtes in Neustadt gibt eine erste Prognose zum Absatzpotenzial des neuen Jahrgangs: „Wir haben trotz der anhaltenden verbraucherseitigen Kaufzurückhaltung normale Anstellungszahlen zur AP-Prüfung, vor allem für die Pfalz. Das ist aktuell nicht selbstverständlich. Wir sehen damit dem Absatz des neuen Jahrgangs, auch im Hinblick auf die niedrigere Erntemenge, positiv entgegen.“
* Die Geisenheimer Absatzanalyse bietet eine weltweit einzigartige Lösung „von der Branche für die Branche“ (www.geisenheim-portal.de). Mehr als 670 Weingüter, Genossenschaften und Kellereien aus allen Anbaugebieten stellen ihre Absatzdaten digital über Schnittstellen zur Verfügung. So entstehen monatliche, zuverlässige und aktuelle Auswertungen zu Absatz-, Umsatz- und Erlösentwicklungen, die der gesamten Branche wertvolle Einblicke liefern.
Aufgaben und Lösungsansätze der Weinwerbung
Die Pfälzer Weinwerbung bleibt 2024, trotz einer insgesamt herausfordernden Marktlage, strategisch weiterhin auf Kurs. Der Fokus der Arbeit liegt auf Multiplikatoren aus der Branche. Die aktuelle Marktsituation wird aber genau analysiert. Sie führt zu einer Intensivierung der Arbeit in vielversprechenden Vertriebskanälen. Boris Kranz, 1. Vorsitzender des Pfalzwein e.V. sagt dazu: „Mit unserer Strategie, uns auf unsere Kernwerte und die Branche in Deutschland sowie in attraktiven Auslandsmärkten zu fokussieren, dabei aber nicht die Wertschöpfung für die Betriebe vor Ort außer Acht zu lassen, kommen wir gut voran. In den kommenden Jahren wollen wir aber nochmals neue Akzente in der Direktvermarktung, in Projekten mit dem LEH, dem Fachhandel, aber auch dem Export setzen. Daneben bleiben wir natürlich auch den anderen Vertriebskanälen treu. Im weintouristischen Bereich wollen wir in Zukunft verstärkt eine deutlich jüngere Zielgruppe in die Pfalz holen.“
Ein wichtiger Baustein bleibt die starke gemeinschaftliche Präsenz auf der Prowein in Düsseldorf, was der rege Zuspruch von Seiten der Pfälzer Betriebe unterstreicht. So werden am Pfalzwein-Gemeinschaftsstand auf der weltweit wichtigsten Weinmesse im kommenden März rund 50 Prozent mehr Betriebe vertreten sein. Zudem wird mit den Maßnahmen der Jungen Pfalz – den besten, jährlich von einer hochkarätigen Jury gewählten Nachwuchsweingütern – weiterhin in die qualitative Zukunft des Anbaugebiets investiert.
Zentral für alle Maßnahmen und Multiplikatoren ist das Schulungsprogramm, das seit Anfang des Jahres in der Branche ausgerollt wird. Damit kommt die Weinwerbung ihrem Auftrag nach Information deutlich nach und kann die gesamte Branche adäquat ansprechen, vom Berufseinsteiger bis hin zum erfahrenen Profi. Langfristig wird damit ein klares Profil der Region aufgebaut und vermittelt und das positive Image ausgebaut.
In der Unterstützung der Direktvermarktung, insbesondere im Weintourismus, wird die Zusammenarbeit mit der Pfalztouristik weiter intensiviert und es wird gemeinsam an neuen Angeboten und Lösungswegen für den Tourismus in der Region gearbeitet. „Diese enge Zusammenarbeit, auch in unseren digitalen Auftritten, zeichnet uns als Region und als Teams aus und ist gerade jetzt besonders wichtig.“ betont Joseph Greilinger, Geschäftsführer der Pfälzer Weinwerbung.