Sie sorgt immer wieder für Frühlingsgefühle im besten Wortsinn. Sie fasziniert Jahr für Jahr mit rosa-weißer Pracht. Sie verbindet Augenzauber und Gaumenschmaus. Die Pfälzer Mandelblüte. Sie ist längs der Deutschen Weinstraße ein emotionales Ereignis mit magnetischer Anziehungskraft. Schließlich läutet sie, nach einem oft langen, grauen Winter sehnlichst erwartet, den Frühling farbenfroh ein. Besonders intensiv erleben lässt sich das spektakuläre Festival der Natur bei Spaziergängen, Wanderungen oder Radtouren. Bus und Bahn machen eine komfortable und vor allem stressfreie An- und Abreise möglich.
Etappen und Rundtouren
Startpunkte finden sich unzählige, denn den Pfälzer Mandelpfad zieht sich über rund 100 Kilometer von Bockenheim im Norden bis nach Schweigen-Rechtenbach im Süden. Natürlich weist hier eine stilisierte Mandelblüte als Markierung den Weg. Wer mit Bahn und Bus kommt, nimmt sich eine oder mehrere Etappen des Mandelpfades vor und fährt dann – wieder mit Bahn und Bus – zum Ausgangspunkt zurück oder gleich weiter zum nächsten Blüten-Hotspot. Grandiose Naturerlebnisse im Blütenmeer ermöglichen zudem eine ganze Reihe von Rundtouren – zum Beispiel – hier von Nord nach Süd – in Bad Dürkheim, Neustadt-Gimmeldingen, Maikammer, Edenkoben oder Birkweiler.
Lange Pfälzer Tradition
Den Mandelanbau haben wohl schon die Römer zusammen mit der Weinkultur an den Rhein gebracht. Reben und Mandelbäume profitieren von den klimatischen Bedingungen längs des Haardtrandes. Sie haben vergleichbare Ansprüche an den Standort. Beide ergänzen sich sogar, weil die Mandel mit eher lichtem Blätterwuchs wenig Schatten wirft und somit das Reifen der Trauben nicht beeinträchtigt. Sichere Belege für die lange Pfälzer Tradition des Mandelanbaus gibt es seit dem frühen Mittelalter. Erstmals nach dem Ende der Römerzeit wird der Mandelbaum in der sogenannten Landgüterverordnung von Karl dem Großen aufgeführt. Diese machte um das Jahr 812 Vorgaben dazu, welche Kulturpflanzen in den königlichen Hofgütern angebaut werden sollen. Der erwerbsmäßige Anbau von Mandeln ermöglichte es der Landbevölkerung, ihr Einkommen zu erhöhen und auch im Winter Einnahmen zu erzielen.
Neue Plantage wächst
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Mandelanbau in der Pfalz unwirtschaftlich, weil die Konkurrenz aus der Mittelmeerregion zu stark wurde. An die Tradition erinnern Namen von Pfälzer Weinlagen, wie Mandelgarten, Mandelhöhe oder Mandelberg. Mittlerweile gibt es jedoch in der Pfalz wieder kommerziellen Anbau. 2007 begann die Familie Oberholz in Freinsheim damit, Mandelbäume zu pflanzen. Mittlerweile ist die Plantage auf rund 1500 Bäume angewachsen. Die Nachfrage nach der Palatina-Krachmandel – so taufte man die Neuzüchtung – ist groß, weil die süßen Mandeln geschmacksintensiv sind. Übrigens: Mandeln sind keine Nüsse, sondern gehören botanisch zum Steinobst. Besonders eng verwandt sind sie mit Pfirsichen. Ein älterer Süßmandelbaum kann zwischen 30 und 40 Kilogramm der beliebten Fruchtsteine abwerfen. Diese Menge ergibt einen essbaren Kernanteil von fünf bis zehn Kilogramm.
Rosa Ziermandel-Zierde
Die Süßmandeln blühen in strahlendem Weiß. Rosa Blüten zieren dagegen die bitteren und ungenießbaren Ziermandeln, die längs des Pfälzer Mandelpfads ihrem Namen alle Ehren machen. Sie stellen zahlenmäßig den weitaus größten Anteil der Pfälzer Mandelbäume dar. Für die weißen Tupfer im rosa Blütenmeer sorgen, neben einigen Neupflanzungen, vor allem alte Mandelbäume. Diese erinnern als imposante Zeitzeugen in Weinbergen, an Feldwegen, in Gärten und an Böschungen an vergangene Zeiten. Zusammen bildet das gewaltige Blütenmeer in rosa und weiß längs der Deutschen Weinstraße eine einzigartige Kulisse. Wie an einer Perlenschnur reiht sich dann Bühne an Bühne und schafft eine perfekte Szenerie für das jährliche Festival der Natur.
Pfälzer Mandelwochen
Kein Wunder also, dass die Mandelblüte – zwischen Februar und April – mit den Pfälzer Mandelwochen gefeiert wird. Einen besonderen Reiz hat dabei, dass niemand sagen kann, wann wo die schönsten Blüten zu sehen sind. Beste Planung und Vorbereitung sorgen aber unabhängig davon für Genuss pur längs des Pfälzer Mandelpfads. Denn Gastronomen bringen die Mandel kreativ auf die Teller – in Restaurants, Weinstuben und bei Mandelblütenfesten. Zudem gibt es an vielen Orten Mandelspezialitäten, wie Brot und Gebäck, Gin und Likör, Pralinen und Schokolade oder Nudeln und Salami. Die Fülle der Leckereien ist so breit wie das Band des Mandelpfades an der Deutschen Weinstraße lang ist. Die Pfälzer Mandelblüte. Sie sorgt für lukullische Genüsse und für unendlich viele Fotomotive. Sie präsentiert sich Jahr für Jahr als natürliche Show für Erlebnis- und Genusshungrige. Sie wird immer wieder zum ersten Höhepunkt in der Pfalz, die danach rund ums Jahr Saison hat.
Autor: Michael Dostal