Alter Turm

Die Kurfürsten Capelle in Appenthal

In Appenthal, wo der Weg von Elmstein oder Helmbach nordwärts in das Harzofental abzweigt, erhebt sich wie ein Fels der "Alte Turm", letzter Rest einer respektablen Kirche, die am Ende des 15. Jahrhunderts in heimischen, roten Sandstein erbaut worden war. Die Kirche selbst ist schon im 16. Jahrhundert weithin verfallen, und ihre Steine sind zu Hausbauten verwendet worden. Nur der seitlich am einstigen Chorraum stehende Turm mit seinen dicken Mauern konnte schwerlich umgeworfen werden; so blieb er bis zum heutigen Tage erhalten und gibt uns in erstaunlicher Vollkommenheit Kunde von der ursprünglichen gesamten Bauanlage. 

Die großen Rand- und Gewändesteine sind sorgfältig behauen und mit den spätgotischen Zangenlöchern versehen, in die die Kranzange gegriffen hat, um die schwere Last an die richtige Stelle zu befördern. Alle tragen das Steinmetzzeichen der Meister und Gesellen, die sie zurecht gehauen haben. Zwischen Ihnen sind - wie im späten Mittelalter immer mehr üblich wurde - unregelmäßige Steine vermauert, die unter der einstigen Putzhaut verborgen waren. Von der Bauzeit zeugen noch besonders deutlich die hohen, spitzbogigen Fenster mit ihren Maßwerkresten, die Simse und Profile sowie das Vorhangbogengewände der kleinen Tür auf der Turmsüdseite. 

Die stattliche Kirche wird stets als "Capelle" bezeichnet, was im Gegensatz zum heutigen Sprachgebrauch nichts mit ihrer Größe, sondern allein mit ihrer kirchlichen Einordnung zu tun hat: Sie gehörte nicht zu einem Pfarramt, sondern zu einer Caplanei (unter der "mater" Elmstein). 

Auszug aus: Appenthal - sein Alter Turm und seine Chronik

von: Dr. Ing. Dietrich Wohlfahrt und Edrich Uhly