Deidesheim: Die Deidesheimer Turmschreiber

Der Literat hat Quartier genommen. Er blickt auf alte Mauern und einen blühenden prächtigen Park. Und er denkt nach darüber, auf was er sich da frohen Herzens eingelassen hat: Turmschreiber zu sein in Deidesheim an der Deutschen Weinstraße.
In den Elfenbeinturm, das hat er schon gleich am ersten Tag bemerkt, können sich die Literaten hier nicht zurückziehen. Deidesheims Turmschreiber residieren - zumindest symbolisch - in einem runden Türmchen aus solidem Pfälzer Buntsandstein. Uralt ist dieses schmucke Bauwerk, und es steht im Herzen des Städtchens - im Schloßpark. Dort gehört der Turmschreiber auch hin: ins Herz der Stadt; und umgekehrt sollen Deidesheim und die Pfalz einen festen Platz im Herzen der Literaten haben, die hier auf Zeit in Amt und Würden sind. Seit 1978 gibt es die Turmschreiberei. Ganz profan heißt sie "Stiftung zur Förderung der Literatur in der Pfalz". Diese verlangt von den Kandidaten, daß sie vier Wochen in Deidesheim wohnen, "pfalzbezogen" arbeiten und das Ergebnis dann auch publizieren. Dafür bekommen sie reichlich Deputatswein, weniger reichlich finanzielle Anerkennung, aber den Respekt und die Zuneigung der Deidesheimer und Pfälzer. Viele namhafte Autoren waren schon Turmschreiber. Wortgewaltig, hintersinnig, fröhlich, herzlich, aber auch kritisch und ironisch haben sie sich in ihren Werken mit Land und Leuten auseinandergesetzt. Deidesheim hat ihnen ausnahmslos Inspiration gegeben. Die meisten Turmschreiber sind der Pfalz nach Ablauf ihrer zweijährigen Amtsperiode treu geblieben. Sie kommen immer wieder. Das Paradies beflügelt Pegasus stets auf neue.

Bisherige Turmschreiber:
1978: Wolfgang Altendorf, 1980: Rudolf Hagelstange, 1982: Ludwig Harig, 1987: Prof. Herbert Heckmann, 1991: Walter Helmut Fritz, 1992: Manuel Thomas, 1996: Prof. Hans-Martin Gauger, 1998: André Weckmann, 2000: Emma Guntz, 2003: Fanny Morweiser, 2006: Bernd Kohlhepp, 2010: Katja Schweder, 2018: Dr. Andreas Maier, 2022: Katja Lange-Müller, 2024: Dr. Arnold Stadler