„Alles Gute, was geschieht, wirkt nicht einzeln. Seiner Natur nach setzt es sogleich das Nächste in Bewegung.“ Das Zitat des großen deutschen Dichters Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832) passt zu Pirmasens wie der goldene Schuh an den Fuß von Aschenputtel. In der ehemaligen Schuhmetropole der Pfalz ist trotz des Strukturwandels in der Branche nach wie vor Schuhkompetenz zu Hause. Doch hier soll es nicht um die Deutsche Schuhfachschule, die in Pirmasens ihren Sitz hat, oder schicke Outlets gehen. Für uns sind Schuhe schlicht das Symbol für Bewegung. Und diese gehört zur Stadt am südwestlichen Rand des Pfälzerwaldes schon von Natur aus einfach mit dazu: Schließlich ist Pirmasens – wie Rom – auf sieben Hügeln erbaut.
Basislager im Herzen der Stadt
Bewegung ist schon beim Aufstehen in der Citystar-Jugendherberge angesagt. Wo früher beim Versand von Briefen und Paketen die Post abging, warten heute 220 Betten auf kleine und große Gäste. Bei Familien sind die modernen, stylischen Räume mit bis zu fünf Betten ausgesprochen beliebt. Von hier lassen sich – natürlich zu Fuß – die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten erkunden. Auch für Touren im Pfälzerwald kann man hier das optimale Basislager aufbauen, schließlich gibt es allein in der Südwestpfalz tausende Kilometer an markierten Wanderwegen. Drei vom Deutschen Wanderinstitut zertifizierte Premiumwege – Felsenwald, Hexenklamm und Teufelspfad – sind direkt in Pirmasens zu finden. Womit wir wieder bei der Bewegung wären.
Hexen halten Fuhrmann auf Trab
Auf geht es in die Hexenklamm, eine etwa sieben Kilometer lange Rundtour, die auch weite Ausblicke garantiert. Neben der Hexe auf der Bank – sie sitzt da wirklich – ist links und rechts ein Platz frei. Hier machen Jung und Alt gerne eine Pause und lauschen der spannenden Sage. Denn Hexen sollen in der Klamm, so heißt es, einem Fuhrmann, der leicht angetrunken war, einen Streich gespielt haben. Zur mitternächtlichen Geisterstunde ließen sie ihn immer wieder denselben Weg durch die Klamm nehmen, so dass er erst nach einer Stunde Richtung Heimat weitergehen konnte. Beim weiteren Weg durch die enge Klamm, vorbei an bizarren Felsformationen und plätschernden Wasserfällen, ist man nun hellwach. Schließlich könnten sich sonderbare Kreaturen unter Felsvorsprüngen, Steinen und Höhlen verstecken. Wer genau hinschaut, kann sie entdecken und setzt sich dann zufrieden wieder in Bewegung, um den sagenumwobenen Ort hinter sich zu lassen.
Die Welt der Wissenschaften
Zurück in die Stadt. Mit der Pfalzcard, die man als Übernachtungsgast in der Jugendherberge kostenlos erhält, lassen sich zahlreiche Abenteuer ohne Eintritt erleben – zum Beispiel im Dynamikum. So heißt das einzige Science Center in Rheinland-Pfalz, das – wie könnte es anders sein –in der ehemals größten Schuhfabrik Deutschlands im denkmalgeschützten Rheinberger-Gebäude beheimatet ist. Hier erschließt sich auf über 4000 Quadratmetern Fläche auf zwei Ebenen die Welt der Wissenschaften für Jung und Alt auf spielerische Art und Weise. „Etwas bewegen – sich bewegen“ heißt dabei das Motto, das schon auf der sich drehenden Scheibe am großen Jo-Jo im Eingangsbereich steht. Mitmachen, Staunen und spielerisch Wissen sammeln heißt die Devise an rund 160 Exponaten. Loslegen kann man nach Lust und Laune an irgendeiner der interaktiven Experimentierstationen. Oder aber man folgt einfach einem weißen Streifen, der sich am Boden oder an Decken mit vielen Windungen durchs ganze Museum zieht: das Band der Bewegung.
Stufe für Stufe durch die Stadt
Ein solches Band zieht sich in anderer Form sogar durch die ganze Stadt. Denn Treppen gibt es – erinnern wir uns an die sieben Hügel – weit über 100 in Pirmasens. Tausende von Stufen sorgen so dafür, dass man treppauf und treppab immer in Bewegung bleibt. Architektonisches Wahrzeichen ist die Schlosstreppe am Schlossplatz, die am imposanten Schlossbrunnen vorbeiführt. Sie erinnert an ein altes Jagdschloss, das Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt im Jahr 1757 zu seiner Residenz ausbauen ließ. Das Gebäude war wegen seiner Hanglage auf der Ostseite zwei- und auf der Westseite viergeschossig. Französische Truppen zerstörten es im Jahr 1793 so stark, dass die Ruine 1805 abgerissen wurde. Wer heute die Schlosstreppe erklimmt, findet oben auf Terrassen ein Plätzchen, um sich zu stärken und zu erfrischen. Und einen reizvollen Ausblick über den Schlossplatz und das Pirmasenser Zentrum gibt es noch dazu. Übrigens: Ganz in der Nähe in der Hauptstraße erinnert der Schusterbrunnen an Jean Joss, mit dem der überregionale Schuhhandel in Pirmasens begonnen hat.
Stein für Stein zum Gesamtbild
Sogar was die Namen von Bauwerken angeht, gibt es in Pirmasens Bewegung: Die Felsentreppe in der Schäferstraße heißt seit 2019 Vogeltreppe. Aus der ursprünglich schlichten Betontreppe, die einfach nur das Passieren eines Felsblocks aus Buntsandstein ermöglichte, war durch ein aufwändiges Projekt ein überdimensionales, begehbares Kunstwerk geworden. Stein um Stein musste dafür bewegt werden, damit die Brücke zu einem einmaligen Mosaik mit rund 170 Vogelmotiven aus aller Welt werden konnte. Unter der Regie der chilenischen Künstlerin Isidora Paz-López wurden die einzelnen Teile, die von rund 100 Künstlern aus 24 Ländern geschaffen wurden, zu einem farbenprächtigen Gesamtwerk vereint. Dieses bewegt heute Besucher und Einheimische durch seine Vogel-Darstellungen und die Funktion als Treppe gleichermaßen.
Eine grüne Oase zum Abheben
Als stadtnahe grüne Oase präsentiert sich der Strecktalpark. Rund 15 Hektar groß ist der Landschaftspark, der zu Spaziergängen vorbei an Gärten, Streuobstwiesen, einem Weiher und Bachläufen einlädt. Hier kann man durchatmen und bei einem Picknick auf der Wiese Kräfte sammeln. Denn auch im Park wird Bewegung großgeschrieben. Neben einer Disc-Golf-Anlage laden unter anderem Wasserspielplätze, Beachvolleyball-, Streetball- oder Skateranlage ein, aktiv zu bleiben. Nicht zuletzt ist das Dynamikum, direkt in der Nachbarschaft gelegen, mit 13 Freiluft-Exponaten vertreten. Man kann seine Sprungkraft testen, wie ein Vogel schweben oder mit Strömungswiderständen experimentieren. Und wenn es dann auf einem der Spazierwege zurück Richtung Jugendherberge geht, ist endgültig klar: Pirmasens bewegt.