Ganz oben geht es los. Hoch über Thallichtenberg ist kaum noch etwas von den Alltagsgeräuschen aus dem Örtchen zu hören. Hier am Rande der Burg Lichtenberg, dem Ausgangspunkt des Veldenz-Wanderweges, steht schon zu Beginn ein Erlebnis im Mittelpunkt, das die gut 60 Kilometer lange Tour prägen wird: Ruhe. Eine natürliche Stille, die sich so intensiv nur noch ganz selten findet, ist hier die wohltuende Zutat des Pfälzer Wandermenüs. Drei bis vier Tage Zeit sind – je nach Kondition oder Lust und Laune – zu investieren, um im Pfälzer Bergland einfach mal weg zu sein.
Hoch hinaus
Sandstein-Architektur macht den Stammsitz der Grafen zu Veldenz, mit einer Ausdehnung von über 400 Meter eine der größten Burgruinen Deutschlands, zu einem imposanten Bauwerk. Eine ganz besondere Kulisse für einen ersten herrlichen Ausblick vom 33 Meter hohen Hauptturm. Das Pfälzer Bergland präsentiert sich in einem Wechsel aus Hochflächen und den Tälern der Flüsse Glan und Alsenz. Die Höhenlage variiert zwischen etwa 200 und über 600 Metern. Kein Wunder, dass auf dem Prädikatswanderweg über 2.000 Höhenmeter im Auf- und Abstieg zu bewältigen sind. Wanderführer charakterisieren den zertifizierten Qualitätsweg Wanderbares Deutschland, der auch als „Leading Quality Trail – Best of Europe“ ausgezeichnet ist, als „mittel bis schwer“.
Natürliche Stille
Doch die zum Teil steilen Aufstiege auf engen Pfaden sind einfach lohnend. Allein die Weite der Landschaft mit ihren Hügeln und Tälern entfaltet eine beruhigende Wirkung. Die Region ist stark landwirtschaftlich geprägt. Wanderern kommt dies zum Beispiel in Erdesbach zugute, wo man sich bis vor kurzem u.a. noch in der Käserei mit Ziegenkäse regionaltypischen Genuss in den Rucksack packen konnte. Auch beim Einkauf wird hier die Ruhe fast greifbar – sogar im doppelten Sinne. Zum einen ließ sich Ulrike Stichlmeir bei der Beratung der Kunden nicht treiben, zum anderen strahlte der kleine, gemütliche Hofladen selbst Ruhe aus.
Weitere Beispiele für natürliche Stille auf dem Veldenzweg: Wenn nach dem Aufstieg der Schweiß von der Stirn gewischt ist und sich der Puls beruhigt hat, tauchen die Wanderer ins Naturschutzgebiet Wartekopf ein – einer weiteren Oase der Ruhe. Das über 120 Hektar große Areal, seit 1991 unter Schutz gestellt, ist von Trockenrasen, Buchenwäldern und Felsen geprägt. Wenn das Wetter mitspielt, reicht der Blick von hier weit über das Glantal hinaus bis zu Potzberg und Königsberg.
Gleiches gilt für den Mittagsfels, der ebenfalls in einem Naturschutzgebiet liegt. Steinig und steil ist der Pfad mit fast alpinem Charakter, der – vorbei an zahlreichen geschützten Pflanzen – über Vulkangestein und Trockenrasen nach oben führt.
Auf der Höhe ist es dann wieder diese Ruhe, die ungeheure Weite und der Blick übers Glantal hinweg bis zu den Preußischen Bergen, die einen den Weg zu sich selbst finden lassen. Hier wird eine Pause mit einem Stück Brot und Ziegenfrischkäse zu einer Auszeit im wahrsten Sinne des Wortes.
Noch eine Auszeit, die einen kleinen Abstecher über einen Zuweg zum Veldenz-Wanderweg absolut lohnt: die historische Ölmühle in St. Julian aus dem Jahr 1730.
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Sie zählt zu den letzten betriebsfähigen Wunderwerken dieser Art in Europa und ist quasi aus der Zeit gefallen. Wenn sich das 2008 erneuerte Wasserrad dreht, vergisst man hier leicht die Zeit und kommt einmal mehr zur Ruhe. Aus dieser wird man nur gerissen, wenn Gemeindearbeiter Besuchern bei einer Mühlen-Führung gerade das Schlagen von Öl demonstrieren.
Zurück in die Natur: Auf den über 60 Kilometern durchs Pfälzer Bergland kann man die Seele baumeln lassen, grandiose Aussichten genießen und abwechslungsreiche Fauna und Flora erleben.
Laufend genießen
„Sich bewegen und gleichzeitig abschalten“ könnte das eine Motto für den Veldenz-Wanderweg lauten. Und das andere: „Laufend genießen“. Dies kann man durchaus auch wörtlich nehmen. So führt die Strecke direkt über den Ausbacherhof, der seit dem 16. Jahrhundert besteht. Im inmitten von Feldern und Wäldern gelegenen Demeter-Hof, das Wandermenü Pfalz lässt grüßen, gibt es alles, was der Wanderer zur Stärkung benötigt. „Das ganze Umfeld, die Berge, der Wald, dies ist Ruhe pur“, findet Bäuerin Elsbeth Pfleger. Sie macht damit deutlich, dass ihr Anspruch weit über gesunde Nahrungsmittel hinaus geht. Die „alte Welt“, wie die früher als etwas hinterwäldlerisch geltende Region auch heute noch genannt wird, ist mittlerweile zu einem Synonym für erholsame Stille geworden. Und Ulrike Stichlmeir von der Ziegenkäserei bringt es mit Blick auf die Hügel im Pfälzer Bergland mit einem Satz auf den Punkt: „Man ist da oben einfach weg.“
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