In Harmonie mit der Landschaft
„Die Hügel, die die Landschaft prägen. Dazu Wald, Wiesen, Felder und Dörfer. Hier ist alles sehr harmonisch.“ Ulrike Stichlmeir schwärmt auch heute noch von der Region, in der sie zusammen mit ihrem Mann Roland mit Leidenschaft Ziegenkäse lange Zeit herstellte. Rund 60 braune Milchziegen hatten sie gehalten. Im Jahr 1984 hatte sich das Paar den kleinen Hof in Erdesbach (Landkreis Kusel) gekauft. Seit 1990 betrieben sie ihr Geschäft im Vollerwerb, zum Schluss als Bioland-Betrieb. Im Hoflanden und auf dem Wochenmarkt in Kaiserslautern verkauften sie ihre Produkte. Hinzu kamen viele Kunden aus der Pfälzer Gastronomie, die nach Absprache mit den Spezialitäten beliefert wurden.
Kennengelernt hat sich das Paar beim Landwirtschaftsstudium in Weihenstephan. Ulrike, 1954 geboren, stammt aus St. Peter-Ording. Ihr Mann Roland, 1955 geboren, kommt aus Stuttgart. Dass die beiden in der Nordpfalz gelandet sind, ist ein Zufall. Es lag mit daran, erinnert sich Ulrike Stichlmeir, dass er sich an der Nordsee nicht wohlfühlte. Auch die Alpen in Österreich, die sie sich hätte vorstellen können, seien ihm zu eng gewesen. Im Hunsrück mit „dunklen Wäldern und schwarzen Dächern“ hätte, so erzählt sie lachend, „die Winterdepression von Oktober bis April“ gedauert. Das Pfälzer Bergland habe dann von Anfang an gepasst. Nicht zuletzt auch, weil sich der Kauf des Hofes hier finanziell darstellen ließ.
Das Angebot an Ziegenkäse war breit gefächert: gesalzener Frischkäse, geräucherter und halbfester Schnittkäse und Camembert. Zudem – als Rarität bei Ziegenkäsen – ein Blauschimmelkäse sowie ein White Cheese, der in die Richtung von Feta geht. „Ziegenmilch ist magerer und das Aroma ist ein bisschen anders. Zudem hat die Milch Vitamin A ohne Carotin“, erklärt Ulrike Stichlmeir den Unterschied zu anderen Käsen.
Die 60 Tiere wurden in der Regel einmal am Tag gemolken, was eine gute Stunde dauert. In der Käserei wurden die Spezialitäten aus der Milch hergestellt. Die Rezepte dafür hatte Ulrike Stichlmeir auf Lehrgängen und Praktika – unter anderem in Österreich, Italien und Frankreich – gelernt. Die Milchverarbeitung braucht viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Das Räuchern mit Buchenholz ist im Sommer ein etwa dreistündiger Prozess, im Winter kann es einen ganzen Tag dauern.
Was ist Ruhe?
„Als Selbstvermarkter ist man zum Teil sehr eng getaktet“, beschreibt Ulrike Stichlmeir den damaligen Alltag. Durchs Käsen und Verkaufen entstehe schon ein gewisser Termindruck. „Ruhe ist für uns, dass wir uns den Sonntag freihalten. Und abends machen wir einen Schnitt und kommen nach dem gemeinsamen Kochen mit einem Gläschen Wein auf den Teppich“, erzählte sie. Nicht zuletzt schätzt und liebt das Paar die Landschaft. Der Wechsel zwischen Wald, Wiesen, Feldern und Dörfern steht dabei symbolisch für die Ruhe einer ganzen Region.