Dreiklang der Ruhe

Wald, Wasser und Weite. Mit drei Worten lässt auf einen kurzen Nenner bringen, was die Faszination einer ganzen Region im Südwesten ausmacht. Wald, Wasser und Weite stehen hier jeweils für sich allein sowie gleichzeitig für vielfältige Verbindungen miteinander. Wald, Wasser und Weite sind im Pfälzer Mühlen- und Holzland ein Dreiklang der Ruhe, der die Hektik des Alltags ganz leise und sanft übertönt. Hier lässt sich eintauchen in das frische Grün dichter Wälder, die offene Weite der Sickinger Höhe und – im wahrsten Sinne des Wortes – ins klare Wasser.

Abwechslungsreiche Runden

„Ich bin dann mal weg“ ist ein gutes Motto für eine Reise zu sich selbst, wie sie der abwechslungsreiche „Holzlandweg“ möglich macht. Die knapp 40 Kilometer des Rundweges geht man am besten in Etappen an. Sie führen vorbei an bizarren Felsformationen, entlang gurgelnder Bachläufe, natürlich durch dichte Wälder und zu offenen Hochflächen, von denen der Blick im Süden bis ins Elsass und im Norden zum Donnersberg reicht. Natur pur erschließen, neben vielen kombinierbaren Themen- und Wandermenü-Wegen, auch die gut 24 Kilometer des „Sickinger Höhenweges“. Mit etwas Kondition sind sie als Tagestour bewältigbar. Spektakulär erleben lässt sich die Region auch auf dem „Pfälzer Waldpfad“. Vor allem die vierte Etappe von Heltersberg nach Rodalben ist hier zu nennen. Übrigens: Der Fernwanderweg durchquert auf deutscher Seite mit insgesamt neun Etappen und 143 Kilometern Länge das gesamte Unesco-Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen.

Prägende Mühlenkultur
Charakteristisch für die Sickinger Höhe, die Geographen in der Landformenkunde als Landterrasse beschreiben, sind ackerbaulich genutzte Hochflächen. Diese werden in regelmäßigem Wechsel von scharf abgesetzten, bewaldeten Tälern durchzogen. Beim Wandern bekommt das oben beschriebene Eintauchen in den Wald so im Wortsinn eine zusätzliche Dimension. Auf der Kalkhöhe gedeihen Weizen, Roggen, Hafer und Gerste, was die Sickinger Höhe zur „Kornkammer der Pfalz“ macht. So entstand die Mühlenkultur, die die Region über Jahrhunderte geprägt hat. Heute sind viele der Mühlen gastronomische Anlaufstationen und Hotels, in denen regionale Produkte nach wie vor im Mittelpunkt stehen. Beim Wandern über die Höhe macht einem hie und da leises Rauschen der Windräder klar, dass sie moderne Mühlen zur Stromerzeugung sind. 

Der Wert des Wassers

Damit das Klappern der Mühlräder ertönen konnte, wurde Wasser benötigt. Einige Mühlen sind noch in Betrieb. In den Tälern sorgen die Bachläufe heute für Naturidylle. Wasser rückt in Zeiten des Klimawandels immer stärker in den Fokus, weil heiße Sommer das kostbare Gut zur knapper werdenden Ressource machen. Der Wasserschaupfad in Herschberg unterstreicht den Wert des Wassers schon lange. Als erster in Rheinland-Pfalz wurde er bereits 1978 eröffnet, um für Wertschätzung der Natur zu werben. Der Pfad, der sich durchs knapp drei Kilometer lange Odenbach-Tal zieht, führt eindrucksvoll vor Augen, wie das Wasser eine Landschaftsidylle formt. Plätschernde Wasserfälle im sogenannten Kessel stellen dabei einen Höhepunkt dar. Hier vergisst man schnell die Zeit, wenn bunte Schmetterlinge flattern oder eine Kröte durchs feuchte Gras hüpft.

Römern und Kelten auf der Spur

Die Sonne blitzt zwischen den Baumwipfeln. Sie lässt Farne in frischem Grün und Buntsandstein in rot-gelb leuchten. Ein weiterer Höhepunkt ist die Ruine Heidelsburg, die verborgen mitten in einem dichten und trotzdem lichtdurchfluteten Wald liegt. Die Befestigungsanlage geht, so wird aus Münzfunden geschlossen, auf die Römer zurück. Sie errichteten sie strategisch günstig an einer wichtigen Straße. Die Römer nutzen aber wohl Ruinen einer ehemaligen keltischen Höhensiedlung als Basis für ihre Burg. Weil die Ruine im Grün versteckt ist, wird einem nicht auf den ersten Blick bewusst, dass sie auf einem rund 240 Meter langen und 55 Meter breiten Plateau liegt. Hier hielten im Osten und Süden bis zu 15 Meter hohe Felswände mögliche Angreifer fern. Gleiches galt für eine steilen Hang im Westen, so dass nur noch im Norden Gräben ausgehoben werden mussten.

Versteckte Idylle im Grün
Wir bleiben, gleich zweimal, weiter inmitten des Waldes. Da fasziniert – am bereits erwähnten „Sickinger Höhenweg“ gelegen und auch kürzer von Höheinöd aus zu erreichen – der Ramersfels. Die zum Teil gewaltigen, bizarren Buntsandsteinformationen sind vielfach erst zu erkennen, wenn sich der Pfad an und unter ihnen vorbeischlängelt. Gut zehn Kilometer entfernt fügt sich auch der Clausensee, der übrigens wie auch die Heidelsburg direkt am „Pfälzer Waldpfad“ liegt, harmonisch in die Landschaft ein. Vor über 40 Jahren ist das vier Hektar große Gewässer als zusätzliche Attraktion an einem Campingplatz angestaut worden. Wer hier ins Nass eintaucht, dem ist Abkühlung garantiert. Das Wasser im See, der zu 100 Prozent aus umliegenden Quellen gespeist wird, ist nämlich selbst an heißen Tagen nicht wärmer als 23 Grad Celsius. Hin und wieder leises Stimmengewirr vom Campingplatz oder Badestrand, ansonsten nur Vogelgezwitscher und nichts als Stille. Auf der glatten Wasserfläche spiegelt sich der Pfälzerwald. Und dann zieht er einem wieder in seinen Bann – der Dreiklang der Ruhe von Wald, Wasser und Weite.

ein Text von Michael Dostal