Man bewegt sich wie in einem grünen Tunnel. Die Schritte werden von einem vielstimmigen Vogelgezwitscher begleitet. Frösche und Kröten sorgen für zusätzliche Töne im Konzert. Links und rechts des Pfades eröffnen immer wieder Fenster durchs dichte Blattwerk den Blick auf Wasserflächen. Deren grüne Oberfläche scheint sich teilweise förmlich mit den Pflanzen am Ufer zu vereinen. Wir sind unterwegs im Pfälzer Urwald. Verstärkt wird der Eindruck an einem heißen Tag durch Schnaken, die der stichfeste Beweis für ein aufreibendes Abenteuer sein können. Auf eine Expedition sollte man sich deshalb entsprechend vorbereiten.
Belohnt wird man durch ein einmaliges Naturerlebnis: Der Treidlerweg erschließt nämlich eine der wenigen international geschützten und ökologisch noch intakten Auelandschaften am Rhein. Die Hördter Rheinauen sind das zweitgrößte Naturschutzgebiet der Pfalz. Seltene Flora und Fauna an stillen Gewässern sind ebenso zu erleben, wie die mitreißende Kraft des großen Stromes. Als Wanderer begibt man sich nämlich auf die historischen Spuren der Treidler, die vor der Erfindung der Motorkraft die Schiffe vom Ufer aus an langen Seilen gegen die Strömung flussaufwärts treidelten. Auch Zugtiere kamen dabei zum Einsatz. Wer tiefer in die Geschichte eintauchen möchte, dem sei ein Besuch der Dauerausstellung „Wasser. Aue.Wandel“ im Informationszentrum Hördter Rheinauen empfohlen.
Heute führt der Treidlerweg vorbei an Gräser- und Schilfflächen, idyllischen Fischteichen und mit Wasser gefüllten Erd-gruben, auf denen Teich- und Seerosen gedeihen. Er schlängelt sich am Michelbach entlang. Er verläuft auf dem Rheindamm und nicht zuletzt direkt in und durch die urwaldähnliche Landschaft. Geprägt wird sie vor allem von Altrheinarmen, die mehr oder weniger verlandet sind. Hier wechseln sich Fließ- und Stillgewässer miteinander ab. Sie machen die Rheinauen zu einem bedeutenden Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiet von seltenen und bedrohten Tierarten. Mit etwas Glück kann man Eisvögel und Schwarzmilane beim Fischen beobachten. Ein berühmtes Zitat des Naturforschers Alexander von Humboldt (1769 bis 1859) kommt einem bei der Rundtour immer wieder in den Sinn: Alles hängt mit allem zusammen.
Kombinationsvorschlag: Immaterielles Erbe der UNESCO Queichwiesen
Pfalzcard-Erlebnis: Nachenfahrten auf dem Altrhein
ein Text von Michael Dostal