Natur erleben im Weinberg
Natur erleben im Weinberg © Inge Weber

Eine seiner Ruppertsberger Weinlagen hat das Wachenheimer Weingut Dr. Bürklin-Wolf zur »traktorfreien Zone« erklärt. Dort wird ausschließlich von Hand oder mit Pferden gearbeitet. 85 Hektar bewirtschaftet das renommierte Weingut, das 2005 damit begonnen hat, die gesamte Fläche auf die biodynamische Wirtschaftsweise umzustellen. Mit der Biodynamik, so die Erklärung des Weinguts, verbessere man die Fruchtbarkeit des Bodens, bewahre den Charakter des Terroirs und könne damit die Lagentypizität stärker herausarbeiten. Mit einer anthroposophischen Weltanschauung habe das weniger zu tun. Zwar habe man bisweilen etwas mehr Arbeit in den Weinbergen, sagen die Wachenheimer, doch selbst in schwierigen Jahren (wie 2006) habe es keine größeren Probleme als bei konventionell arbeitenden Nachbarn gegeben. Zudem begünstige die biodynamische Wirtschaftsweise eine frühere Reife und einen früheren Lesezeitpunkt. Bei Arbeiten im Weinberg, aber auch im Keller werden die kosmischen Einflüsse berücksichtigt. So wird beispielsweise bei Vollmond kein Wein abgefüllt. Die Weinernte 2008 ist die erste biodynamisch zertifizierte Weinlese. Bürklin-Wolf hat sich dem Syndicat International des Vignerons en Culture Bio-dynamique (www.biodyvin.com) angeschlossen, dem zahlreiche renommierte französische Betriebe angehören. 

Originalität für die Weine

Gerade unter den bekannten VDP-Weingütern der Pfalz liegt die biodynamische Wirtschaftsweise im Trend. Sowohl der Vorsitzende des VDP Pfalz, Hansjörg Rebholz, als auch Steffen Christmann, Chef des Bundes-VDP, sind mit dabei. Das Rebholz´sche Weingut in Siebeldingen orientiert sich, wie viele VDP-Kollegen, an den Vorgaben des französischen Verbandes. Rebholz will mit dem biodynamischen Ansatz seinen anerkannt guten Weinen »noch mehr Originalität« geben. Ohnehin auf minimale Erträge und Handarbeit ausgerichtet, war für Rebholz der Schritt zum biodynamischen Weinbau »relativ klein«. Etwas erhöht habe sich der Arbeitsaufwand, verringert hätten sich dagegen die Ausgaben für den Pflanzenschutz. Bisher gab es keine Probleme mit der Gesunderhaltung der Trauben bis in den späten Herbst. Ein Viertel der von Pfälzer VDP-Gütern bewirtschafteten Fläche wird mittlerweile biodynamisch bewirtschaftet, schätzt Hansjörg Rebholz. Das wären bereits mehr als 150 Hektar. 

Weinbau im Einklang mit der Natur

»Wir möchten uns nicht nachsagen lassen, dass wir nur Geschichten erzählen«, erklärt Steffen Christmann sein Engagement. Daher erwähnt er seit 2004 die zertifizierte biodynamische Anbauweise auf dem Rückenetikett. Die Umstellungsphase der 16 Hektar Rebland in dem Gimmeldinger Weingut ist mittlerweile abgeschlossen. Schon seit Jahren betreibt das Weingut intensive Handarbeit und erreicht lediglich Erträge von 50 Hektoliter je Hektar. »Unser zentrales Ziel ist es, authentische Weine zu erzeugen, ein Abbild des jeweiligen Weinbergs«, sagt Christmann. Weinbau im »Einklang mit der Natur« macht er an zahlreichen Faktoren fest, etwa einem hohen Humusgehalt des Bodens oder an der Artenvielfalt. Beim Pflanzenschutz steht im Vordergrund, die Abwehrkräfte der Rebe durch Pflanzentees und biodynamische Präparate zu stärken, eine lockere Laubwand soll Pilzbefall vorbeugen. »Und soweit wie möglich orientieren wir unsere Arbeiten an den Phasen des Mondes« , sagt Steffen Christmann.  

Marienkäfer auf Ranke
Marienkäfer auf Ranke © Inge Weber

Geringe Erträge je Hektar

Weitere VDP-Güter arbeiten bereits biodynamisch oder sie stehen kurz vor der Umstellung, etwa die Deidesheimer Betriebe Bassermann-Jordan, Reichsrat von Buhl oder Biffar, das Bad Dürkheimer Weingut Fitz Ritter oder auch das am gleichen Ort ansässige Weingut Karl Schäfer. Außenbetriebsleiter Joachim Jansen wird in diesem Herbst die erste zertifizierte Ernte einfahren. Die Schäfer´schen Weinberge stehen vielfach auf Terrassen und wurden schon in der Vergangenheit kontrolliert umweltschonend bewirtschaftet. Christoph Graf, Vertriebsleiter bei Reichsrat von Buhl, strebt eine EU-Zertifizierung an. Seit einem Jahr läuft die Umstellung, als Ziel nennt Graf »die Förderung des Bodens unter Hinzunahme von biologisch-dynamischen Aspekten«. 62 Hektar Rebfläche sind betroffen, um 20 % erhöht sich der Arbeitsaufwand. Rückläufige Erträge werden nicht erwartet, sie lagen ohnehin nur bei 45 hl/ha. »Aber die Resultate schmeckt man im Wein«, versichert Graf.

Mehr Ausdruckskraft für die Weine

Nur wenige Pfälzer Weingüter richten sich nach den demeter-Richtlinien, darunter die Ecovin-Betriebe Bernd Pflüger in Bad Dürkheim und Janson-Bernhard aus dem Zellertal. Christine Bernhard betreibt schon 15 Jahre Weinbau nach Ecovin-Richtlinien, hat in den letzten Jahren zahlreiche Fortbildungen zum biodynamischen Weinbau besucht und nun die Umstellung für 9 Hektar Weinbergsfläche begonnen. Damit ist sie Mitglied bei zwei Verbänden des biologischen Weinbaus, »die partnerschaftlich zusammenarbeiten«, wie sie erfahren hat. Christine Bernhard attestiert den biodynamischen Weinen eine größere Harmonie und Bekömmlichkeit. Man sucht immer nach neuen Möglichkeiten, um die Ausdruckskraft der Weine zu erhöhen, meint Bernhard. Vielleicht liege deshalb der biodynamische Anbau so im Trend.

Die Adressen der Weingüter, die den Verbänden von Ecovin oder Bioland angeschlossen sind, finden Sie unter: www.ecovin.de und www.bioland.de/kunden/adressen/biowinzer.html