Schon vor einigen Jahrzehnten hat sich ein neues Idealbild des Weinbergs etabliert. Zu den Rebstöcken dürfen sich seitdem viele weitere Pflanzen gesellen, die in den Rebgassen wachsen und für blühende Weinberge sorgen. Vor diesem Umdenken standen die Rebstöcke meist auf kahlem Boden: Jegliches Bodengrün galt als Unkraut und wurde unnachgiebig mit Pflug und Hacke bekämpft.
Die mal mehr, mal weniger begrünten Weinberge sehen nicht nur freundlicher aus als kahle Felder, sie bieten auch allerhand Vorteile. So sind begrünte Gassen besonders bei Nässe leichter mit dem Traktor zu befahren und im Boden gibt es keine tiefen Fahrspuren.

 

Welches Begrünungskonzept der Winzer verfolgt, hängt von der Bodenart ab. Ob ein Boden als leicht, lehmig oder schwer eingestuft wird, bestimmen die Anteile von Sand, Schluff und Ton im Boden. Je nach Bodenart werden ganzjährige oder Teilzeitbegrünungen eingesetzt, Einsaaten zusammengestellt und deren Wachstum reguliert. Besonders wichtig ist dabei die Wasserversorgung der Reben. Vor allem in Junganlagen, an trockenen Standorten, auf leichten Böden und in heißen Sommern tritt die Bodenbegrünung als Konkurrent zur Rebe auf. Hier wird vielfach nur eine Winterbegrünung eingesetzt, die Wuchshöhe niedrig gehalten oder jede zweite Gasse während der Vegetationszeit offengelassen. Eine abgemulchte Begrünung liefert natürlichen Dünger, fördert die Humusbildung und verhindert die Erosion des Bodens. Auch ein Abdecken des Bodens mit Stroh, Holzhäcksel oder Rindenmulch sorgt dafür, dass die Reben besser mit Wasser versorgt werden. Besonders bei der Bodenbearbeitung im Frühjahr, etwa beim flachen Einarbeiten  der obligaten Winterbegrünung wie Winterraps achten die Winzer auf eine die Wasservorräte schonende Arbeitsweise.

Auch im Frühsommer reduziert eine flache, nicht tiefer als 15 Zentimeter gehende Bodenbearbeitung die Wasserverdunstung. Zudem wird der Unkrautbewuchs reguliert und die Mineralisation angeregt. Nach einer Analyse des Weinbergbodens bringen die Winzer fehlende Stoffe als Dünger oder Kompost ein. Auch die Abfälle der Traubenverarbeitung wie Trester oder auch Mist können im Weinberg  verteilt und behutsam in den Boden eingearbeitet werden, ebenso wie das beim Rebschnitt angefallene, zerkleinerte Rebholz. 

So hat die Begrünung weitgehend den klassischen Pflug und die Hacke ersetzt, die neben dem Reblaub kein Grün duldeten. Dennoch: Auch langjährig begrünte Böden verdichten sich und daher müssen nach wie vor immer wieder gelockert werden. Dabei versuchen die Winzer, den Bodenaufbau möglichst wenig durcheinander zu bringen. Schließlich hängt die Fruchtbarkeit des Bodens von einer nur 30 Zentimeter dicken Krume ab. Gelockert wird der Boden in möglichst geringer Tiefe, wenn beispielsweise mit dem Unterstockräumer zwischen den Rebstöcken wachsendes Unkraut beseitigt wird oder ein Schichtengrubber den Boden lockert. Den Einsatz einer Fräse empfehlen die Weinbauberater nur noch zur Einarbeitung grober organischer Substanzen oder zur Saatbeetvorbereitung.

Um Zeit und Wege zu sparen, arbeiten die Winzer möglichst mit Gerätekombinationen, die mehrere Aufgaben in einem Durchgang erledigen, beispielsweise den Umbruch der Grasnarbe, die Einsaat und das Andrücken des Saatguts.  Immer soll der  Boden möglichst geschont werden, auch durch das Befahren mit breitbereiften Traktoren. Dennoch kommt es in nassen Weinberggassen bei nicht aufschiebbaren Arbeiten wie dem Pflanzenschutz oder bei der maschinellen Weinlese mitunter zu Bodenverdichtungen und tiefen Fahrrillen. Ob man diese im Spätjahr noch beseitigen sollte, ist umstritten. Denn aus ökologischen Gründen (u. a. wegen der Nitratauswaschungen) empfiehlt die Weinbauberatung nach der Weinlese keine Bodenbearbeitung mehr vorzunehmen. Auf dem Boden darf sich dann eine natürliche Begrünung ausbreiten und Grubber, Egge, Fräse, Unterstockräumer, Pflug, Walze und anderes technisches Gerät pausieren bis zum nächsten Frühjahr.

Begrünung
Maikammer © Pfalzwein e.V.